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Direktoriumshistorie der Hauptabteilung Fertigungstechnik

1986 wurde das heutige Leibniz-IWT um die Hauptabteilung Fertigungstechnik erweitert.

Prof. Dr.-Ing. habil. P. Günther Werner (1986-1992)

Im Jahr 1986 wurde Prof. Dr.-Ing. habil. P. Günther Werner zum Direktor am IWT ernannt und leitete sodann die Hauptabteilung Fertigungstechnik. Prof. Werner hatte am WZL in Aachen bei Prof. Opitz in der Schleiftechnik promoviert und sich danach an der RWTH Aachen habilitiert. Nach mehrjähriger Industrietätigkeit u.a. in Singapur wurde er im Jahr 1977 zum Associate Professor an das MIT (Massachusetts Institute of Technology, USA) berufen, wo er die wissenschaftlichen Grundlagen für das Hochleistungsschleifen (HEDG) erarbeitete. Diese Technologie brachte er vom MIT im Zuge seiner Berufung im Jahr 1980 an die Universität Bremen mit und entwickelte sie im Fachbereich Produktionstechnik weiter. Die Professur „Fertigungsverfahren“ repräsentiert einen der drei Gründungspfeiler des Fachbereichs Produktionstechnik.

Ein wesentlicher Schwerpunkt seiner Arbeiten am IWT stellte die Schleiftechnologie dar. Neben dem Hochleistungsschleifen befasste sich Prof. Werner in der Forschung auch mit der abrasiven Siliziumbearbeitung (Schaukelgatter) für die Photovoltaik, dem Honen und auch mit der Feinstbearbeitung von Spiegeln durch Diamantdrehen. Darüber hinaus griff die Fertigungstechnik die hochaktuellen speziellen Felder Hochpräzisionsbearbeitung und ökologische Fertigung auf und entwickelte sie dynamisch weiter.

 

Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. h.c. Dr.-Ing. E.h. Ekkard Brinksmeier (1992-2019)

Im Jahr 1992 wurde Prof. Dr.-Ing. habil. Ekkard Brinksmeier als Nachfolger von Prof. Werner an die Universität Bremen auf die Professur Fertigungsverfahren berufen. Er hatte seine Abschlüsse (Werkstoff- und Fertigungstechnik) an der Leibniz Universität Hannover erhalten und war zuvor langjähriger Oberingenieur am Institut für Fertigungstechnik und Spanende Werkzeugmaschinen IFW bei Prof. Hans Kurt Tönshoff.

Prof. Brinksmeiers Bestellung zum Direktor am IWT, verbunden mit der Leitung der Hauptabteilung Fertigungstechnik, erfolgte durch den Vorstand des IWT kurz nach seiner Berufung an die Universität Bremen. Prof. Brinksmeier baute die Hauptabteilung Fertigungstechnik stark aus und leitete sie erfolgreich über 26 Jahre. Die inhaltlichen Schwerpunkte der Hauptabteilung lagen in der Schleiftechnologie einschließlich der Werkstück-Randzonenanalyse, der Erforschung der Kühlschmierstoff-Technologien in der Zerspanung und der Weiterentwicklung der Ultrapräzisionstechnik unter Nutzung der Einrichtungen des von ihm gegründeten LFM (Labor für Mikrozerspanung).

Die Projektbearbeitungen der anwendungsnahen Forschung erfolgten überwiegend in dem von ihm aufgebauten „ECO-Centrum“, das sich unter ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten mit werkstofforientierten Fertigungsverfahren am IWT befasste. Das ECO-Centrum bildete auch die Plattform für den ersten „ERC Advanced Grant“ am IWT, ein Großprojekt, das sich durch Förderung des European Research Council über 5 Jahre mit der Entwicklung zukünftiger Kühlschmierstoffkonzepte befasste. Prof. Brinksmeier und seinem Team des ECO-Centrums gelang es darüber hinaus, innerhalb weniger Jahre das IWT als kompetenten Industriepartner in der Zahnradfertigung zu etablieren.

Weitere Großprojekte, die von Prof. Brinksmeier mit initiiert und als Sprecher geleitet wurden, waren die Sonderforschungsbereiche TR4 „Prozessketten zur Replikation komplexer Optikelemente“ und TRR 136 „Funktionsorientierte Fertigung auf der Basis charakteristischer Prozesssignaturen“, jeweils gemeinsam mit der RWTH Aachen und der Oklahoma State University. Die enge Kooperation der Fertigungstechnik mit der Werkstofftechnik des IWT war eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg dieser beiden SFB.

Für seine interdisziplinär angelegte Forschung im ECO-Centrum und in der Ultrapräzisionstechnik erhielt Prof. Brinksmeier im Jahr 1999 als erster Bremer Wissenschaftler den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der DFG. Weitere Auszeichnungen folgten wie etwa die Ehrendoktorwürde der RWTH Aachen University und die Ehrenprofessur der Tianjin University, China. Die wissenschaftlichen Forschungserfolge der Hauptabteilung Fertigungstechnik sowie die Überführung des international renommierten universitären LFM in das IWT trugen wesentlich zur Aufnahme des IWT in die Leibniz-Gemeinschaft bei. Im September 2019 wurde Prof. Brinksmeier in den Ruhestand verabschiedet.

Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. h.c. Dr. h.c. Dr. h.c. Bernhard Karpuschewski (seit 2017)

In überlappender Wiederbesetzung zum 01.10.2017 wurde Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. h.c. Dr. h.c. Dr. h.c. Bernhard Karpuschewski als Nachfolger von Prof. Brinksmeier Direktor der Hauptabteilung Fertigungstechnik sowie Leiter des Labors für Mikrozerspanung (LFM) am Leibniz-IWT und übernahm die Professur für Fertigungsverfahren im Fachbereich Produktionstechnik an der Universität Bremen. Prof. Karpuschewski übernahm auch die Sprecherschaft und die Teilprojektleitungen des SFB TRR136.

Prof. Karpuschewski erhielt seine Abschlüsse an der Leibniz Universität Hannover, wo er 1995 promovierte und dann bis 1999 als Oberingenieur am IFW bei Prof. Hans Kurt Tönshoff wirkte. Von 1999 bis Oktober 2020 war er als Associate Professor an der Keio Universität, Yokohama (Japan) am Department of System Design Engineering, Laboratory of Production Engineering tätig, wo er seine Habilitation verfasste. Danach leitete er vier Jahre den Lehrstuhl für Produktionstechnik an der Technischen Universität Delft in den Niederlanden. Von 2005 bis 2017 hatte Prof. Karpuschewski den Lehrstuhl für Zerspantechnik am Institut für Fertigungstechnik und Qualitätssicherung (IFQ) der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg inne und war außerdem Geschäftsführender Institutsleiter des IFQ. Er erhielt 2016 die Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Georgien in Tiflis sowie 2018 die Ehrendoktorwürde (Dr. h.c). der Fakultät für Maschinenbau und Informatik der Universität Miskolc/Ungarn.